Der Richtersveld–Nationalpark liegt im äußersten Nordwesten von Südafrika an der Grenze zu Namibia. Von Kapstadt aus sind es fast 900 km in nördlicher Richtung. Seit dem Ende der Apartheid-Ära hat Südafrika Frieden mit seinen Nachbarstaaten geschlossen. Die Beziehungen haben sich normalisiert. Als Ausdruck dieser normalen, ja freundschaftlichen internationalen Beziehungen entstanden bis jetzt insgesamt 3 grenzübergreifende Nationalparks. Das jüngste “Kind” dieser Entwicklung ist der neue Ai-Ais-Richtersveld Transfrontier Nationalpark, der im Jahre 2004 proklamiert wurde. Durch den Zusammenschluss wurde der neue Naturpark zum drittgrößten Wildpark in Südafrika. Bis jetzt ist dieses entlegene Gebiet touristisch noch relativ wenig erschlossen, was auch ganz gut ist, da das empfindliche Ökosystem einem Massenansturm von Besuchern wohl kaum gewachsen wäre. Eine Besonderheit dieses Nationalparks im Vergleich zu anderen derartigen Einrichtungen ist, dass das Land nach wie vor den ursprünglichen Besitzern, den Nama, gehört. Sie haben auch weiterhin Nutzungsrechte im Park und dürfen z. B. ihre Ziegen dort weiden lassen und erhalten einen Teil der Einnahmen des Parks. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Beweidung dem Ökosystem des Parks nicht schadet, sondern es im Gegenteil fördert und stabilisiert.
Nur auf den ersten Blick wirkt die urtümliche Landschaft öde und verlassen. Die Wüste hat eine herbe Schönheit, die sich erst bei näherer Betrachtung und vor allem wenn man sich Zeit nimmt, offenbart. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend und bietet hohe, steile Berge, weite, sanft gewellte Ebenen und vor allem Einsamkeit und Stille, zwei Attribute, die in Mitteleuropa schon seit Langem sehr selten geworden sind. Im Park, auf der namibischen Seite, befindet sich der Fish River Canyon, der zweitgrößte Canyon der Welt und der größte in Afrika, ein lohnendes Ziel mit einmaligen Ausblicken. Die Grenze zwischen Südafrika und Namibia verläuft durch den Fluss Oranje. Er kann problemlos auf einer Pontonbrücke überquert werden. Die Tierwelt ist erstaunlich mannigfaltig. An größeren Tieren gibt es Leoparden, Zebras, Klippspringer, Paviane sowie verschiedene kleinere Antilopenarten, nicht zu sprechen von Vögeln, Reptilien und Insekten. Auch die Pflanzenwelt ist einzigartig, darunter die eigentümlichen Köcherbäume und viele sukkulente Arten, von denen viele nur hier vorkommen. Die Züchtungen einiger Arten wie z. B. die lebenden Steine, sind auch in Europa bekannt.
Der Park ist sehr abgelegen und die Umwelt ist rau. Im Park sind nur geländegängige Fahrzeuge zugelassen. Im Interesse der eigenen Sicherheit wird empfohlen, im Konvoi zu fahren, damit man sich im Fall einer Panne gegenseitig beistehen kann. Ein zusätzliches Ersatzrad und extra Werkzeug sollten unbedingt mitgeführt werden. Im Sommer können die Temperaturen bis auf mehr als +50 ºC im Schatten klettern, im Winter können die Nächte eiskalt werden.